DIENSTAG, 18. JUNI ab 16:05 Uhr
in den Ö1-Tonspuren
+ zum Nachhören in ORF ON:
https://sound.orf.at/collection/53/63148/alfred-kubin-der-magier-von-zwickledt
Alfred Kubin – der Magier von Zwickledt
Ein Hörstück von Susanne Ayoub
Mit: Roman Blumenschein, Martina Ebm, Pippa Galli und Karl Markovics
Sounds: Robert Pavlecka
Regie: Susanne Ayoub
Redaktion: Claudia Gschweitl
Schauplatz ist ein mittelalterliches Anwesen an der bayerischen Grenze. Hier hat der Künstler Alfred Kubin bis zu seinem Tod 1959 mehr als ein halbes Jahrhundert verbracht, hier ist ein großer Teil seines Werks entstanden, auch sein einziger Roman, von ihm selbst illustriert.
Viele berühmte Zeitgenossen wie Stefan Zweig und Hermann Hesse haben „Die andere Seite“ bewundert und als visionäre Schrift interpretiert. Kubin und Kafka kennen sich aus Prag, ihr Werk trägt verwandte Züge. Kubin war überzeugt von seinen Kontakten zum Jenseits, und befragt man Leute zu ihren Erinnerungen, hat jeder eine Anekdote dazu beizutragen, vom Hagelschlag aus heiterem Himmel bis zur Geisterbeschwörung während eines Gewittersturms. Kubin wünschte sich als Schlange wiedergeboren zu werden, um unauffällig durch Haus und Flur zu schleichen. Auch dazu gibt es Geschichten.
ALFRED KUBINS NACHBARIN: DIE „SCHNEIDER-MIAZL“
Maria Süß, die „Schneider-Miazl“ – am 9. Juni feierte sie ihren 95. Geburtstag – hat Alfred Kubin persönlich gekannt. Ihr Onkel nähte viele Jahre für den Künstler, der als Sonderling galt, weil er beim Spazierengehen vor Kindern den Hut zog und ihnen Zuckerl und kleine Bilder schenkte. Die Bilder wurden daheim im Ofen verbrannt, „das schiache Kratzlat“, wie man im Dorf sagte. „Die Leut’ haben’s ned verstanden“, erzählt mir die Miazl. Nach Kubins Tod, als sie erfuhren, was seine Bilder wert waren, tat es ihnen leid.
CILLI – ALFRED KUBINS HAUSHÄLTERIN
Cilli Lindinger war viele Jahre mit Kubin verbunden. Nach dem Tod seiner Frau Hedwig bot er ihr die Ehe an, sie lehnte ab. Sie pflegte ihn zu Hause bis zu seinem Tod, später führte sie lange Zeit die Besucher durch das Kubin-Museum. Von Cilli sind zahlreiche Geschichten über Kubin überliefert, viele handeln von seinem Umgang mit Geistern, Dämonen, selbst dem Teufel. Bei Gewitter ging er in den Garten und nahm Kontakt mit dem Jenseits auf. Cilli warnte ihn und fürchtete um ihn. Vergeblich. Sie hatte aber eine Waffe gegen seine Obsession, sie betete. Oft hundert Vaterunser am Tag.