Hörbild
ORF 2001
Zahlreiche Übernahmen und Wiederholungen in deutschen Sendeanstalten
Nominierung Prix Europa
Länge: 50’30“
Es wird immer von „Genie und Wahnsinn“ gesprochen, und unmissverständlich ist mit dem Wahnsinn das Genie gemeint. In Wirklichkeit sind nicht die Genies gefährdet, wahnsinnig zu werden, denn sie können sich kraft ihrer Fähigkeit immer wieder hinüberretten, und mag ihr Elend noch so groß sein, sie stützen sich auf ihr Genie. Wirklich verdammt sind eigentlich jene, die mit dem Genie zusammenleben und sich in der extremsten Notlage ihrer eigenen Minderwertigkeit bewusst werden. (Floras Tagebuch)
Seit ihrem 12. Lebensjahr träumte Flora S. vom Liebestod. Damals wusste sie allerdings noch nicht, mit wem sie ihn vollziehen sollte. Das änderte sich, als sie nach Jahren besessener Schwärmerei für Alfred Hrdlicka seine Geliebte wurde. Ihre Leidenschaft für den 33 Jahre älteren Künstler entwickelte sich zu mörderischer Hörigkeit. 24 Stunden am Tag war sie für ihn da, wenn es ihn danach verlangte, seine ergebene Sklavin, maßlos in ihrer gewalttätigen Eifersucht. Sie gab ihre Schauspielkarriere auf und lebte nur mehr für ihn. Nicht nur als seine Geliebte, auch als Sekretärin, Chauffeuse, Privatassistentin.
Ich bin für dein Archiv zuständig, für deine Buchhaltung, für deine Fortbewegung, vielleicht für manche bereichernde Gespräche über Kunst oder ähnliches und dann für unsere Stunden, die wir unter uns im Prateratelier verbringen und für nichts sonst!!! Ich will keine Details über dein sonstiges Leben wissen, ich will überhaupt nur dort sein, wo meine Existenz nicht in Frage gestellt wird. Begreif das endlich und versuch nicht, mir meinen Seelenfrieden zu nehmen. Soviel ich dir und dem Zusammenleben mir dir verdanke, das berechtigt dich nicht dazu, mit meinem Leben Spielchen zu treiben, und das nur, um immer wieder die Bestätigung zu erhalten: Aha, sie liebt mich also doch! Haha, bin ich aber toll! (nicht abgeschickter Brief aus dem Nachlass)
Floras persönliche Tragödie – nicht bedeutend genug zu sein – enthüllt sich, sieht man ihre Bilder und Schriften, die sie vor Alfred Hrdlicka versteckt hielt, als ein verhängnisvoller Irrtum. Sie war eine Frau mit vielen Talenten, mit Witz, Charme und Intelligenz. Eine außergewöhnliche Persönlichkeit und eine vielseitige Künstlerin. Flora S. nahm sich am 26. Jänner 1999 das Leben. Sie wurde 37 Jahre alt.