Erzählung. In „Alfred Hrdlicka und der Fall Flora. Reportage einer mörderischen Hörigkeit“
Molden Verlag 2000
Ich habe eine Geschichte in der Wirklichkeit vorgefunden. Ich kenne die, die diese Geschichte erlebten bzw. überlebten oder nicht überlebten, seit vielen Jahren, Alfred und Flora. Ich habe manches gehört nach Floras Tod, ich habe manches gesehen, als sie noch lebte. Ich habe mir ein Bild gemacht. Es ist fragmentarisch. Ich habe mich nicht damit begnügt. Ich habe die Geschichte von Floras Tod erzählt, nicht die realen Begebenheiten, die ich nicht kannte, von denen ich nur das wenige kannte, was Alfred mir erzählte, der selbst nicht viel zu sagen wußste, weil er, wie er sagte, nichts oder beinahe nichts wusste. Wie und warum Flora sich das Leben nahm.
(Einleitung zu Freds Puppe)
Du gehst und hinterlässt eine Wunde. Sie wird verheilen. Als wäre nichts geschehen, vergeht nur ein wenig mehr Zeit. Denn das eine ist das Leben und das andere ist der Tod. Wer das Leben liebt, kann das Angesicht des Todes nicht auf Dauer ertragen. Du bist vergangen. Ein Grabstein. Die Erinnerung an dich wird schwächer mit jedem Tag. Die Tränen des Zornes sind versiegt. Die Tränen der Sehnsucht währen nicht.