Hörbild
ORF 2004
Länge: 53’28“
Der Tag, als die Nonne den Kopf verlor – das war selbst unter dem Mörderregime der Nazis ein außergewöhnliches Datum.
Die böhmische Krankenschwester Helene Kafka, eine resolute und scharfzüngige Person, entsprach keineswegs dem Idealbild der Franziskanerin. Sie schätzte Bier und Gulasch, lachte gern und ließ sich von den braunen Machthabern nicht einschüchtern. Ein Spottgedicht auf die „Saunazis“ brachte sie zu Fall. Des Hochverrats angeklagt starb Helene Kafka am 30. März 1943 in der Todeszelle des Wiener Landesgerichts unter dem Schafott. 1998 wurde sie als Maria Restituta seliggesprochen.
Die Erde nach einem langen Winter. Eine Schaufel bohrt sich hinein und gräbt sie um. Wieder und wieder, während langsam die Sonne durchbricht und die Farben zum Leuchten bringt. Ein junges Mädchen arbeitet im Klostergarten. In ihrem Rücken fühlt sie die Blicke der Schwester Generaloberin, der Ehrwürdigen Mutter. Geh nach Hause, sagen sie. Von deiner Sorte haben wir mehr als genug.
Helene Kafka ist ihr Name. Ein Arbeiterkind. Aus Böhmen zugereist. Habenichtse. Dienstmädel war sie und Trafikantin. Aushilfsschwester in Lainz. Sie will im Hartmannkloster bleiben. Auch wenn es die Eltern nicht erlauben. Sie gibt nicht nach. Weißt du, was es heißt, Gott zu dienen, fragt die Generaloberin. Nicht nur Fleiß, sondern Gehorsam, Demut. Kannst du gehorchen? Ich gehorche Gott, meinem Gewissen, sagt Helene. Das ist nicht die richtige Antwort. Schweigen muss sie lernen.
(aus „Schwester Kafka“)
„Der Bruder Schnürschuh ist nicht so dumm.
Gebt acht, er dreht die Gewehre um.
Der Tag der Vergeltung ist nicht mehr weit.
Soldaten gedenkt eures ersten Eid.
Österreich!“
(aus dem „Soldatenlied“)